Pungs-Gerthsches Telephoniesystem

50 Jahre Lorenz Festschrift

pages 216-217

 

Durch die Entwicklung Kathodenröhren als Mittel zur Verstärkung der Sprachströme war das Signal zur Vervollkommnung der drahtlosen Telephonie gegeben. Als Erzeugungsquelle der ungedämpften Schwingungen kam zunächst der Poulsen-Sender und späterhin der Maschinensender, beide schon damals mit recht beträchtlichen Leistungen von mehreren Kilowatt, im Frage. Zur Modulation dieser beiden Senderarten fand in erster Linie die bereits von Pungs im Jahre 1913 angegebene Telephoniedrossel Anwendung.

Telephoniedrossel

Im Jahre 1919 setzte bei Lorenz die Entwicklung in dieser Richtung ein. Parallel dazu den Telephonieversuchen selbst wurde der Poulsen-Sender von Herzog erheblich verbessert. Das bekannte rauschen des Poulsen-Lichtbogens, das bei Telephonie als störend empfunden wurde, konnte durch Umkehrung der Polarität der Elektroden unter Verwendung des Auto-Transformators und Einbau eines Schwingungskreises sowie durch Einschalten von Kapazitäten parallel zum Lichtbogen auf befriedigendes Maß gemindert werden. Auch die störenden Geräusche, die auf anderen Wellen als der Sendewelle auftraten, wurden durch verschiedene Schaltungskombinationen, besonders durch Einbau eines Kondensators parallel zum Auto-Transformator beseitigt.

Verschiedene Poulsen-Sendeanlagen wurden damals mit diesen Verbesserungenausgerüstet. Für die Modulation wurde von Pungs und Gerth die Drossel in Verbindung mit geeigneten Röhrenverstärkern zu einem Telephoniesystem entwickelt, mit dem schon 1920 die ersten praktische Versuche begonnen werden konnten. Diese Versuche, die von der Station Eberswalde, später von Königwusterhausen aus vorgenommen wurden, und die die ersten Anfänge des Rundfunks in Europa darstellten (probably was it Mr Idzerda of the Hague in Holland, with his valve broadcast transmitter, more advanced in this respect, AOB)... .Auf Grund dieser Versuche wurde von der C. Lorenz Aktiengesellschaft die ersten überhaupt eingerichtete drahtlose Gegensprechverbindung der Erde, und zwar für den Telephonieverkehr zwischen Kopenhagen und Bornholm, im Jahre 1921 unter Verwendung von Poulsen-Generatoren geliefert, die noch heute (1930, AOB) in Betrieb ist.

Prinzipschaltung der drahtlosen Gegensprechverbindung Kopenhagen-Bornholm

 

Prof. Dr. L. Pungs

Die Pungs-Gerthsche Drosselanordnung brachte auch für die Hochfrequenzmaschinen - Anlagen die Verwendungsmöglichkeit zur drahtlosen Telephonie. Durch die Telephoniedrossel wurde auch das Tastproblem des Poulsen- und Maschinensenders für Handtempo wie für Schnelltelegraphie gelüst. Für die Schnelltelegraphie ließ sich unter Zwischenschaltung von Kathodenröhren als Relais die Steuerung von Hochfrequenzströmen bis zu den größten Leistungen in einfacher Weise durch Ausnutzung der Verstimmungswirkung wie der dämpfenden Eigenschaften der Drossel herstellten. Durch Verwendung von Ballastkreisen, in die während der Tastpausen durch eine zweite Drossel die Energie umgeleitet wurde, konnte die zugeführte Leistung, wie dies aus Stabilitätsgründen in manchen Fällen erforderlich war, innerhalb bestimmten Grenzen konstant gehalten werden. Die telephoniedrossel war somit ein bequemes Mittel zur Steuerung von Hochfrequentströmen für Telegraphie und Telephonie geworden.

 

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