Aus der Geschichte des Hauses Siemens

50jähriger Totestag von Johann Georg Halske

Siemens Zeitschrift, März/April 1940 Heft 2, Band 20

Werner Siemens and Johann Georg Halske were both the founding fathers of what became the firm: Siemens & Halkse, which since 1966 was transformed in the well-known "Siemens A.G".

 

Am 19. März jährte sich den Tag, an dem vor 50 Jahren J.G. Halske gestorben ist. Die Verdienste an dem Aufblühendes Hauses Siemens und an der Weltgeltung deutscher Erzeugnisse rechtfertigen es gerade in der gegenwärtigen Zeit, dieses Mannes zu gedenken.

Halske war am 30.Juli 1814 in Hamburg als Sohn eines Kaufmanns geboren. Als Zehnjäriger kam er in die Obhut eines Oheims in Berlin und besuchte hier das Gymnasium zum Grauen Kloster bis zu den mittleren Klassen. Vor die Berufswahl gestellt, entschloß Halske sich, Mechaniker oder vielmehr Mechanikus zu werden, ein Stand, der sich damals nicht zu den Handwerkern, sondern zu den Künstlern rechnete. Seine Lehrzeit machte er bei dem Präzisionsmechaniker Hirschmann in Berlin durch und blieb bei ihm auch noch als Gehilfe. Hirschmann arbeitete besonders für die Institute der Berliner Universität. Nach seiner Gehilfenzeit bei Pistor & Martins verließ Halske berlin, um in die rühmlich bekannten Werkstätten von J.G. Repsold in Hamburg einzutreten; dort rückte er bis zum Werkführer auf. Hier hat er auch u.a. die schwierige Metallarbeit an den berühmten Meßinstrumenten für die Pulkowaer Sternwarte ausgeführt. Man sieht hieraus, daß schon damals deutsche Wertarbeit im Auslande geschätzt und begehrt war. Im Jahre 1844 kam Halske nach Berlin zurück und gründete hier im Hause Karlstraße 5 mit dem Präzisionsmechaniker F.M. Bötticher eine feinmechanische Werkstatt, die sich besonders mit dem Bau von chemischen und physikalischen Geräte befaßte. Hatte Halske bereits in seiner Lehr- und Gehilfe Zeit bei Hirschmann infolge seiner Geschicklichkeit die Aufmerksamkeit verschiedene Professoren der Physik auf sich gezogen, so betrauten diese ihn jetzt, da es physikalische Institute noch nicht gab, mit der Ausführung ihrer Geräte. Es wird Halske nachgerühmt, daß er, obwohl er keine wissenschaftliche Schulung genossen hatte, es verstanden hätte, wissenschaftliche und technische Aufgaben leicht zu erfassen und zu ihrer Bewältigung die einfachsten und besten Mittel zu finden.

Werner Siemens (in those days, Werner Siemens had not yet received the honour title (pre-fix) "von", AOB) hatte 1846 den Zeigertelegraphen mit Synchronisierung durch Selbstunterbrechung erfunden und suchte nach einem Präzisionsmechaniker, der ihm dieses Gerät ausführte. Durch Professor du Bois-Reymond wurde er auf Halske aufmerksam, und die nähere Bekanntschaft mit diesem führte schließlich zu einem Zusammenschluß der beiden Männer, in dem sich der geniale Erfinder und der gewissenhafte Handwerker aufs Glücklichste ergäzten. Am 1.10.1847 errichteten sie gemeinsam im Hintergebäude der Hauses Schöneberger Straß 19 (später Nr. 33) eine Telegraphenbauanstalt, die ihren Betrieb mit 3 Mechanikern begann.

Wenn das Walten genialer Menschen Zwecken der Vorsehung dient, so war es sicherlich die Sendung von Werner Siemens, dazu beigetragen, der auf gleichem Lebenraum ständig wachsenden deutschen Bevölkerung neue Erwerbsquellen zu erschließen, gleichzeitig den menschlichen Fortschritt zu fördern, und in der Erfüllung dieser Aufgabe die Grundlagen für die Elektrotechnik zu schaffen, aus der sich die gewaltige Industrie zum Segen der ganzen Menschheit entwickelte.

Die von Halske eingerichteten und gut geleiteten Werkstätten bildeten die beste Grundlage der Erfolge des Unternehmens. Der geist Halskes übertrug sich auch auf die betriebe und erzog eine Gefolgschaft, in der der Nachwuchs immer wieder lernte, die ihm übertragenen Arbeiten mit Hingabe auszuführen, und die dadurch eine Fähigkeit der Anpassung erreichte, die in der Welt kaum ihres gleichen hat.

Über der Austritt von Halske aus der Firma, Ende 1867, berichtete Werner Siemens in seinen "Lebenserinnerungen", daß Halske sich nicht mehr befriedigt gefühlt hatte, als die Aufgaben und Unternehmungen der Firma so groß geworden waren, daß er sie nicht mehr übersehen konnte, und daß er es als eine Entweihung des geliebten Geschäfts betrachtete, daß Fremde in ihm schalteten und arbeiteten.

Nach seinem Ausscheiden widmete sich Halske wohltätiger und gemeinnütziger Arbeit. Er gehörte auch lange Zeit als Stadtverordneter und zuletzt als Stadtrat dem Berliner Magistrat an. Besondere Verdienste er sich um die Förderung des Kunstgewerbes und die Errichtung des Kunstgewerbemuseums in Berlin.

Werner Siemens gebührt das Verdienst mit seinen Erfindungen die Grundlage für das Haus Siemens geschaffen zu haben, das sich jetzt über die ganze Welt erstreckt und dessen Wertarbeit in der Hauptsache auch heute noch die Weltgeltung der deutschen Elektrotechnik beruht. Johann Georg Halske aber hat die Grundlage geschaffen für die Präzision der technischen Ausführung der Siemens-Erzeugnisse.

(signed by Ra ?)

 

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