Part 7

K.T.B. (KTB)

Berichtsraum

5.3.1945 - 15.3.1945

Eigene Lage

Im Osten erreichten die Russen in einem groß angelegten Durchbruch die Ostsee bei Kolberg und Köslin, den sie nach Osten und Westen so verbreiterten, daß gegen Ende des Berichtraums Stettin ein Brückenkopf ist und ebenfalls die Front um Danzig und Gotenhafen (Gdynia, AOB) den Charakter eines Brückenkopfs trägt. Durch diese Operationen ging Pommern verloren. - In Ostpreussen weiterhin anhaltend schwerste Kämpfe um den äußeren Verteidigungsring um Königsberg.

Der Großangriff der Engländer und Amerikaner brachte die linksrheinisch verlaufende Front zum Einsturz. Nach harten Kämpfen um Köln und Bonn und einem weiteren Durchbruch auf Koblenz war das gesamte linksrheinische Gebiet zwischen Rhein und Mosel in der Hand des Feindes.

Feindliche Kräfte stiessen nach raschem Durchbruch über die Mosel nach Süden auf Bad Kreuznach vor. Die noch im vollen Fluß befindliche Schlacht droht die noch besetzten Teile des Saargebiets vom Reich abzuschnüren.

Weiterhin gelang es dem Feind bei Remagen einen Brückenkopf auf dem rechten Rheinufer zu errichten, den er gegen sich versteifenden Wiederstand langsam erweitert.

Die Tag und Nacht anhaltenden feindlichen Luftangriffe richten sich weiterhin gegen Transportwege und Rüstungsindustrie.

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Chef TLR - Rüstungsstab

In den letzten Monaten hatten sich in der Zusammenarbeit zwischen dem Rüstungsstab und Chef TLR fortlaufend auf einzelnen Gebieten Differenzen ergeben, die eine immer stärkere Spannung zwischen den beiden Organen in Erscheinung treten ließ.

Ende Februar trug der Chef des Rüstungsstabes HDL Saur diese Differenzen dem Herrn Reichsmarschall vor und bat um Untersuchung derselben durch den Chefadjutanten des Reichsmarschalls, Oberst i.Genst. v. Brauchitsch. Herr Reichsmarschall gab seine Zustimmung.

Am 2.3.1945 wurde von Oberst i.Genst. v. Brauchitsch eine Besprechung mit Generalltn. Kleinrath und Vertretern von Chef TLR und Gen.Qu. 6.Abt. abgehalten, in der die Mißstände innerhalb des O.K.L. und die Vorwürfe der Luftwaffe gegenüber dem Rüstungsstab fixiert wurden. - Am 9.3. erfolgte eine Besprechung mit den führenden Herrn des Rüstungsstabes, die ihrerseits die Mißstände in der Zusammenarbeit zwischen dem Rüstungsstab und Chef TLR darlegten.

Hierauf wurden die Ergebnisse der beiden Besprechungen zu einer Arbeitsunterlage zusammengestellt, die dem Chef der Technischen Luftrüstung und dem Chef des Rüstungsstabes die Basis für evtl. notwendige Bereinigungen innerhalb ihrer Arbeitsgebiete geben soll. Daneben entstanden aus dieser Arbeit Anregungen für bessere Zusammenarbeit innerhalb des O.K.L.

Während der gesamte Fragenkreis von Oberst i.Genst. v. Brauchitsch mit dem Chef der Technischen Luftrüstung abgesprochen wurde, war gegen Ende des Berichtsraumes an HDL Saur noch keine zusammenfassende Arbeitsunterlage abgeschickt.

Die in den Anlagen befindlichen Besprechungsprotokolle und Arbeitsunterlagen haben keinen amtlichen Charakter, sondern können lediglich als Informationsmaterial gewertet werden.

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Neben dem eben angeführten Versuch einer Bereinigung in den Differenzen zwischen dem Rüstungsstab und Chef TLR konnte jedoch durch Aussprache zwischen Herrn Reichsminister Speer und General Diesing ein Klärung erzielt werden. Nach dem am 8.3.1945 General Diesing Herrn Reichsminister Speer seine Sorgen hinsichtlich der Luftrüstung vorgetragen hatte, stellte Herr Reichsminister Speer eindeutig fest, daß er ein starkes Amt der Luftwaffe gegenüber dem Rüstungsstab für unbedingt notwendig erachte. Diesen seinen diesbezüglichen Standpunkt stellte Herr Reichsminister Speer am 9.3.1945 vor dem erweiterten Rüstungsstab in Anwesenheit von General Diesing klar und betonte, daß er volles Vertrauen zu dessen Person hat. Er selbst wolle von sich aus die Schwerpunktaufgaben aktiv anpacken.

10.3 Besprechung bei Herrn Reichsminister Speer, ausschließliche Schwerpunktbildung bei 8-262 (Me 262, jet fighter aircraft, AOB). Bereinigung aller Mißstände in der Fertigung.

Rüstungsstab

6.3. K.B.6 Die bisher für Erreichung höchster Stückzahlen gegebenen Prämien sollen auf Qualität umgestellt werden.

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Führungsstab

Chef Genst. hat entschieden, daß mit Ausnahme der Hochleistungsflugzeuge 8-162 (= He 162, AOB), 8-262 (= Me 262, AOB), 8-234 (= Ar 234, AOB) und 8-335 (= Do 335, AOB) für alle übrigen Flugzeugmuster der Einbau der Einbau der Flugzeugzerstörer entfallen kann.

Chef TLR

7.3 Besprechung unter General Diesing über die Möglichkeiten einer Ausbringungsausweitung von Betriebsstoffen

8.3 Besprechung bei Präsident Kehrl (he was a very interesting personality, he wrote, in the 1970s, the book "Krisenmanager im Dritten Reich", AOB) über Schwerpunktfragen der Luftrüstungs- insbesondere Betriebsstoff-Probleme.

12.3 Amtsgruppenchefbesprechung bei General Diesing

Besprechung von Verlagerungsfragen

General Diesing gibt Richtlinien für Schwerpunktsaufgaben:

Der neue Notprogrammvorschlag muß auch auf die Betriebsstofflage abgestellt sein, daher nur 370 - 500 Flugzeuge monatlich Otto-Einsitzer (zunächst Fw190, später (Ta, AOB) 152 mit 213E) sowie 50 Stück monatlich 8-88 (= Ju 88, AOB) in Großbauteilen, deren Einsatz sich nach der Brennstofflage richtet.

Auf die TL-Treibstofflage (jet fuel, AOB) bezogen sollen im Ideal-Fall gebaut werden

a wenn 8-262 allein: Etwa 800 Stück pro Monat

b wenn mehrere TL-Typen:

8-262 550 Stück monatlich

8-234 50 Stück monatlich

8-162 200/250 Stück monatlich

Da mit Ausfall von Produktionsstätten gerechnet werden muß, Einkalkulation einer größeren Kapazität (Schattenindustrie) etwa:

  • 8-262 vorhalten auf      1000 Stück pro Monat

  • Schattenindustrie           500 Stück pro Monat

  • 8-162vorhalten auf        500 Stück pro Monat

  • Schattenindustrie        1000 Stück pro Monat

  • 8-234vorhalten auf        80 Stück pro Monat

  • Über diese Zahlen hinaus ist bei den Triebwerken ein Mehr als 50% anzustreben.

    General Diesing stellt den unbedingten Vorrang und die kriegsentscheidende Bedeutung der 8-262 heraus, und verpflichtet alle Angehörigen der Chef TLR mit höchster Konsequenz sich für diesen alleinigen Schwerpunkt einzusetzen.

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    Besprechung bei Präsident Kehrl über die Betriebsstofflage. Unterstützung der Industrie seitens Chef TLR durch Einsatz der Fertigungsführung in den Werken Mtt. und Kahla (Kahla was a ceramics manufacturer, who owned also the famous "Hescho" firm, AOB).

    In- und Auslandtechnik

    Mit Wirkung vom 15.2.1945 wurde Obersting. Schwencke Leiter der Abteilung In- und Auslandtechnik, versetzt. Mit der Wahrnehmung der Geschäfte wurde Oberstltn. Benesch beauftragt.

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    Allgemeines

    Verlagerung

    Die bei der ersten Teilverlagerung in Berlin verbliebenen Abteilungen wurden nach Döberitz überführt.

    Notprogramm

    Das von Fl-E vorgeschlagene E-Notprogramm TLR Nr.891/45 g.Kdos wurde Chef TLR als Grundlage für die Aufstellung des "Entwicklungs- und Erprobungs-Notprogramms des Chefs der Technischen Luftrüstung" bestimmt. Die detaillierten Notprogramme der Fachgebiete werden zur Zeit zusammengestellt.

    Der Umfang der Entwicklungs- und Erprobungsaufgaben des K.d.E. ist auf die zur Verfügung stehenden Treibstoffmengen: 100 moto Otto- und moto TL-Kraftstoff auszurichten.

    Lt. Rü-Stab-Bericht vom 14.3.1945 entscheidet über die Zugehörigkeit einer Entwicklung zum Notprogramm Reichsminister Speer. Klärung mit General der Infanterie Buhle durch Oberst Geist.

    Qualitätsausschuß

    Lt. Rü-Stab-Bericht vom 14.3.1945 sind Beanstandungen an ausgelieferten Flugzeugen sofort HDL Saur bekanntzugeben. Herr Pöhlmann als Leiter des Qualitätsausschusses ist beauftragt, schärfstens durchzugreifen.

    Fl-E weist die Fachabteilungen an, entsprechende Meldungen schnellstens an Herrn Pöhlmann zu richten.

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    Amtsgruppe Betriebsstoffe

    Feindeinwirkung

    An Luftangriffen auf Flugkraftstoff-Erzeugerwerke wurden gemeldet:

    1.3.1945 Moosbierbaum und Ludwigshafen

    2.3.1945 Böhlen und Magdeburg

    3.3.1945 Magdeburg und Schwarzheide

    8.3.1945 Scholven

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    Flugbetriebsstofflage

    In der Berichtzeit fanden verschiedene Besprechungen bei Präsident Kehrl statt mit dem Ziel eine möglichst breite Erzeugungsbasis für TL-Kraftstoffe zu schaffen. Dies ist zurzeit vordringlich, da durch Ausfall s??tlicher Flugkraftstoff-Erzeugerwerke Flugbenzin für Kolb angetriebene Motoren in den Monaten April und Mai 1945 voraussichtlich aus deutscher Erzeugung nicht mehr zur Verfügung stehen wird.

    Für die Verbreitung der TL-Kraftstoffbasis sind ?probungsstufen unter Verwendung nachstehender Ausgangsprodukte vorgesehen:

    1 Einlauf J2

    2 Braunkohlteer-Mittelöl (höchstens 5% Phenol gehalt)

    3 Zentrifugiertes Rohöl

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    B4 und C3 Komponenten

    Erzeugung vom 1. - 10.3 150 to, aus Vermischung weitere 500 to. Voraussichtlicher Verbrauch 7800 to, so daß Bestand vom 28.2.1945 von 56788 to auf 49638 to (davon OKW-Resereve 15110 to) abgesunken ist.

    Gesamterzeugung für März voraussichtlich rund 1500 bis 2000 to, da Werk Moosbierbaum erst Mitte März Produktion aufnimmt und die Kybolerzeugung infolge der durch die Transportverhältnisse mangelnden Benzolzufuhr starken Schwankungen unterliegt.

    J2

    Infolge ausgebliebener J2-Erzeugung vom 1. - 10.3.1945 gegenüber einem Verbrauch von ca. 2100 to ist Bestand von 44455 to am 28.2 auf 42355 to am 10.3.1945 abgesunken. Durch Ausfall der Werke Böhlen und Magdeburg infolge Feindeinwirkung ist Erzeugung erst in 3. Dekade zu erwarten.

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    Geschütze

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    Bezugnehmend auf vorigen K.T.B.-Bericht wird gemeldet: Fertigung von 80 Hilfansetzern läuft bei der FAS Rerik Schwierigkeiten: Tägliche Stromsperrzeiten.

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    R - Munition

    Natter

    Nach Übernahme der Entwicklungssteuerung des Gerätes "Natter" durch Flak-E5 wurde durch 1. Entwicklungsbesprechung am 8.3. mit Bachem-Werk und beteiligten Dienststellen klargestellt, daß besonders Unterstützung in Personal, Fahrzeug- und Kraftstoffgestellung sowie Beschleunigung der Zulieferung durch Transportmöglichkeit zu geben ist. Bachem schlägt für Primitiv-Einsatz (Krokos) 10.5. vor. Dieser Termin wird für zu optimistisch gehalten.

    Schmetterling und Wasserfall

    Nachteilige Wirkung der Nichtaufnahme ins Führernotprogramm.

    Durch Dringlichkeitseinstufung in dem durch Reichsführer SS/SB2 geführten Entwicklungssektor wurde Risikoserie für Schmetterling zurückgestellt. Genehmigung für monatliche Versuchsserie von 300 Stück liegt vor. Nach Abstimmung der Boden-Anlagen auf diese Lage sind 20 Anlagen "Burgund", 5 Anlagen "Franken", 5 Anlagen "Elsaß" und 3 Anlagen"Trabant" vorgesehen.

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    Forschungsführung

    Hat für den Berichtsraum keine Meldung eingereicht.

    Fertigungsführung

    Sondereinsatz der Fertigungsführung für das Führernotprogramm auf Veranlassung Chef TLR:

    Me 262

    Absprache mit Degenkolb am 10.3.1945 Bedarf 100 Ingenieure. Genaue Festlegung erfolgen zusammen mit seinem Führungsstab in Augsburg ab 13.3. Einsatzbeginn ab 19.31945.

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